Archiv für das Tag 'Fruehstueck'

Max von Eicken

I.S.T. – Indian strechable time…

Passend zum Thema, gibts jetzt rechts eine Uhr, die meine Ortszeit hier in Bangalore zeigt. Nun ja, heute wollte ich mal ein paar der kleinen witzigen Erlebnisse aus einem neuen Kulturkreis loswerden… Das beginnt eigentlich schon morgens, wenn man auf den Bus wartet: Ich bin der einzige der wartet – klingt jetzt komisch, aber ich habe den Eindruck die Inder warten nicht auf den Bus. Normalerweise soll der um 7:10Uhr kommen – abhaengig vom Verkehr kommt er meistens irgendwann zwischen 7:15h und 7:30h, aber ich glaube man empfindet das hier nicht als Wartezeit.
Aehnlich ist das, wenn ich dann morgens in der Kantine mein Fruehstueck bestelle… Ich sage, was ich moechte – der Verkaeufer “wippt” mit dem Kopf (beruehrt mal mit eurem linken Ohr die linke Schulter, dann mit dem rechten Ohr die rechte Schulter und zurueck – so nur nicht ganz so extrem), damit meint er dasselbe, wie ein Deutscher, wenn er nickt. Mehr passiert erstmal nicht. Dann kommen einige andere, die auch bestellen; manche zahlen direkt, andere nicht. Der Verkaeufer geht mal ein paar Tassen Tee holen, gibt sie einem der anderen – ich druecke ihm mein Geld in die Hand. Wieder kommen ein paar andere und bestellen etwas – der Verkaeufer fuehlt sich nun mal genoetigt in die Kueche zu gehen und was zu bestellen… Dann steht er wieder ein paar Minuten in der Landschaft rum – verschwindet, kommt mit einem Nudelgericht zurueck, das kriegt einer der anderen. Er verkauft wieder ein paar Tassen Tee, kassiert noch ein paar Leute ab. Und insgesamt ca. 10 Minuten nach meiner Bestellung bringt er mir mein Sandwich! Nun ja, vieleicht braucht das Sandwich lange, weils frisch gemacht wird? Ich war inzwischen auch mal in einer anderen Kantine, die auch nicht schneller arbeitet, aber dort kann man zuschauen, wie das Sandwich entsteht – wenn mal einer anfaengt daran zu arbeiten, ist es in 2 Minuten fertig. :-D
Waehrend dem Fruehstueck konnte ich gestern einen anderen Angestellten der Kantine dabei beobachten, wie er die Theke dekoriert: dort stehen immer 5 Koerbe mit unterschiedlichen Fruechten. Er hat sich insgesamt 10 Minuten (so lange ich gegessen habe) damit beschaeftigt, die Koerbe immer wieder in einer anderen Reihenfolge aufzustellen. Wieder ein anderer, der die Tische abwischt und die Stuehle wieder ranrueckt, hat¬†5 Stuehle zwischen zwei Tischen hin und hergetragen, die Stuehle haben zwar unterschiedliche Farben, am Schluss ist aber genau ein roter gegen einen gelben Stuhl getauscht gewesen…
Noch mehr Beispiele von Taetigkeiten, die wir als “unsinnig” einstufen wuerden? Wie bekommt man eine Pfuetze vor dem Hauptgebaeude weg? Es schnappt sich einer ne Suppenkelle und einen grossen Eimer und schoepft die Pfuetze leer (kein Witz!)!

Das Zeitempfinden und das Bewusstsein, was man mit seiner Zeit anfaengt ist also einfach anders hier. In der Freizeit macht sich das hauptsaechlich so bemerkbar, dass Verabredungen und Zeitangaben wirklich seeeehr strechable (= dehnbar) sind… Beispiel: Man sitzt in einem Cafe und will sich mit jemandem anders, woanders um 7Uhr treffen. Der andere schickt gegen 6:30h eine SMS, dass er sich auf den Weg zu diesem Ort macht (er braucht sagen wir mal eine viertel Stunde dorthin). Man selbst braucht eine halbe Stunde, schreib folglich zurueck, dass man sich auch gleich auf den Weg macht. Auf die Nachfrage, ob man um viertel vor schon unterwegs ist, schreibt man “Ja, gerade losgegangen”… Der andere (der ja eigentlich schon dort sein koennte) ist mit Sicherheit auch noch nicht da ;-) Wenn man sich dann um kurz nach 7Uhr auf den Weg macht, und um halb 8h ankommt wird man etwa 5min auf den anderen warten… So oder aehnlich laeuft eine typische Verabredung :-D

Ansonsten habe ich in der letzten Zeit noch zwei andere Deutsche kennengelernt, der eine sitzt hier bei der SAP in meiner Naehe und ist fuer eine Woche aus Walldorf angereist. Der andere heisst Michael, kommt aus Potsdam und macht auch drei Monate Praktikum in Bangalore, allerdings bei der Deutsch-Indischen-Handelskammer…

Max von Eicken

Ueberflutungen in Karnataka

Waehrend ich mich hier so langsam einlebe, regnet es hier in der Region eine ganze Menge… Hier in Bangalore ist es nicht ganz so schlimm, aber fast jeden Nachmittag hat es ein oder zwei kraeftigere Regenschauer, ansonsten ist das Wetter ueberwiegend schoen. In anderen Teilen von Karnataka (der Bundesstaat, in dem Bangalore liegt) hat es soviel geregnet, dass es schlimme Ueberflutungen gab! Insgesamt schaetzt man, dass ueber 100.000 ihr Zuhause verloren haben – 230 Tote hat es in Karnataka und Andhra Pradesh (Nachbarland)¬†gegeben. 40 Milliarden Rupien Sachschaden sind entstanden (etwas mehr als eine halbe Milliarde Euro)

Naja, wie gesagt, hier bekommt man wenig davon mit – ausser in den Nachrichten… Ich gewoehne mich so langsam an das Leben hier: Kurz vor 7 aufstehen, gegen 7 aus dem Haus, dann eine Stunde Busfahrt, Fitnesscenter (direkt hier auf dem SAP Campus), Fruehstueck (meistens ein oder zwei grosse Kaesesandwiches und eine “fruit-bowl” (Melone, Banane, Ananas und andere leckere Fruechte) fuer insgesamt umgerechnet 50Cent… Dann sind meistens auch die anderen hier im Buero angekommen ;-)
Heim kann ich dann um 5Uhr oder 7Uhr mit dem Shuttle, was je nach Verkehr zwischen einer und eineinhalb Stunden dauert, dann sitzen wir meistens im Wohnzimmer und reden oder schauen TV – irgendwer ist immer zu Besuch! Wir, das sind Noeleen, ihr Mann Vance, Ruedi (17), Tania (19), ich und die zwei Kaetzchen (ca. 3 Monate beide)…